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21.02.2024: Grußwort von Staatsministerin Ulrike Scharf

„SIE – Bayerns Frauen im Gespräch" mit Natalie Amiri

Es gilt das gesprochene Wort

Sehr geehrte Frau Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, liebe Frau Knobloch!
Sehr geehrte Frau Präsidentin der Janusz Korczak Akademie, liebe Eva Haller!
Sehr geehrte Frau Präsidentin des Bayerischen Landesfrauenrats, liebe Frau Monika Maier-Pojda!
Sehr geehrte Vizepräsidentinnen!
Sehr geehrte Frau Staatsministerinnen, liebe Nina [Carolina Trautner] und liebe Ursula [Prof. Ursula Männle]!
Sehr geehrte Frau Staatssekretärin, liebe Erika Görlitz!
Liebe Mitglieder des SIE-Netzwerks!
Paris, 1948. Ein Wintertag, der in die Geschichte eingeht. Im Mittelpunkt die Frau des Tages: Eleanor Roosevelt. "Ich werde Ihnen nun die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vorlesen." Mit diesen Worten tritt sie am 10. Dezember 1948 vor die Generalversammlung der Vereinten Nationen.

  • In 30 Artikeln hat die UNO die Rechte definiert, die jedem Menschen zustehen.
  • Am Ende: keine Gegenstimmen.
  • Die Erklärung ist ein Meilenstein kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs – gebaut auf der Erfahrung, was geschieht, wenn Menschenreche mit Füßen getreten werden.

Artikel 1 spricht es aus: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Eine Errungenschaft. Undenkbar ohne den entscheidenden Einsatz einer starken Frau: Eleanor Roosevelt, die „First Lady der Menschenrechte“. Selbst politisch engagiert, hat sie die amerikanische Frauenbewegung entscheidend mitgestaltet.

  • Sie hat sich von ihrem politisch erfolgreichen, aber untreuen Ehemann emanzipiert.
  • Und nicht zu verschweigen: Eleanor Roosevelt stammte selbst aus einem antisemitisch geprägten Milieu.
  • Später setzte sie sich vehement für die Gründung des Staates Israel ein – angetrieben von der Überzeugung, dass jeder Mensch das Recht auf ein Leben in Freiheit hat.

„Die Zukunft gehört jenen, die an die Schönheit ihrer Träume glauben“, so ihr Grundsatz.

Meine Damen!
Damit sind wir schon mittendrin: Ich freue mich sehr, dass auch wir heute eine starke Frau zu Gast haben!

  • Eine Kämpferin für die Menschenrechte.
  • Ein Vorbild für die Jugend.
  • Eine Frau, die anderen Frauen eine Stimme gibt.

Liebe Natalie Amiri! Schön, dass Sie hier sind! Herzlich willkommen im Sozialministerium.

  • Gleiche Lebenschancen,
  • das Recht auf Bildung und bezahlte Arbeit,
  • Selbstbestimmung.

Das alles müsste nach der Erklärung der Menschenrechte für Frauen selbstverständlich sein. Doch selbst in Ländern wie Deutschland werden all diese Rechte nicht immer gelebt. In gut zwei Wochen ist Weltfrauentag. Ich möchte, dass jeder Tag zum Weltfrauentag wird!

  • Frauen tragen weltweit rund zwei Drittel der Arbeitslast.
  • Frauen investieren 90 Prozent ihrer Einkünfte in Lebensmittel, Bildung und die Gesundheit ihrer Familie – Männer nicht einmal die Hälfte.
  • Die Hälfte des Wachstums in den OECD-Ländern wurde in den vergangenen Jahren nur deshalb erwirtschaftet, weil Frauen besseren Zugang zu Bildung hatten.
  • Und das Wachstum könnte in allen OECD-Ländern steigen, wenn Frauen weltweit gleichberechtigt am Arbeitsmarkt teilnehmen könnten.

Frauen sind weltweit die tragenden Säulen in unserer Mitte. Trotzdem erhalten Sie lediglich ein Zehntel des weltweiten Einkommens und besitzen nur ein Hundertstel des globalen Vermögens. Viele starke Frauen machen weltweit auf dieses Ungleichgewicht aufmerksam. Indem Sie für ihre Rechte und ihre Freiheit kämpfen. Deshalb gehört es zu unserer Verantwortung, ihre Stimmen zu hören.

Liebe Frau Maier-Pojda!
Vor einem Monat haben wir uns auf einer Veranstaltung des Landesfrauenrats die Frage gestellt: „Braucht es noch den Feminismus?“ Die Antwort, die ich damals gegeben habe, wiederhole ich auch heute.

  • Ja! Wir brauchen Frauen, die sich für gleiche Rechte und Chancengleichheit einsetzen.
  • Ja! Wir brauchen Frauen für eine weltweit starke Wirtschaft.
  • Ja! Wir brauchen starke Frauen als Vorbild für unsere junge Generation.

Und natürlich brauchen wir auch Männer, die gemeinsam mit Frauen für diese Ziele eintreten.

Meine sehr verehrten Damen!
Die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern hat unser Zusammenleben nach dem Zweiten Weltkrieg über die Jahrzehnte spürbar verändert. Frauen und Männer können ein Leben führen, das sie selbst wählen.

  • In aller Vielfalt.
  • Aus eigener Entscheidung.
  • Ohne ideologische Vorgabe.

Das Erbe der UN-Charta ist noch heute ein Versprechen an uns alle. Es ist aber auch Auftrag. Mein Auftrag, unser Auftrag. Denn patriarchale Strukturen und Denkmuster sind längst nicht überwunden.

  • Sie äußern sich in alltäglichem Sexismus. In Gewalt gegen Frauen. Nur weil sie Frauen sind.
  • Die mutigen Frauen Irans berichten von sexuellen Übergriffen als staatliches Machtmittel.
  • Wir sehen die schrecklichen Bilder:
    • Die Gräueltaten von Butscha.
    • Der Terrorangriff der Hamas.
    • Gewalt gegen jüdische Mädchen und Frauen – abscheulich organisiert und inszeniert.
  • Sexualisierte Gewalt ist eine Kriegswaffe!
  • Geschlechtsspezifische Gewalt ist grausames Machtinstrument. Wie im Mittelalter!

Die beiden Bilder im Raum sprechen hier ihre eigene gewaltige Sprache. Vielen Dank, liebe Frau Dr. Ulrich, dass Sie heute Abend Ihre Kunst mit uns teilen. Frauenrechte sind Menschenrechte. Deshalb: Wenn wir für Frauenrechte kämpfen, kämpfen wir für Menschenrechte.

Meine Damen!
Dass wir laut sind, dass wir Zivilcourage zeigen – das ist in diesen Zeiten wichtiger denn je!

  • Unsere Demokratie steht am Scheideweg
  • Deutschland steht mit den Wahlen im Herbst am Scheideweg.
  • Unsere Demokratie ist gefordert.

Mit der AfD steht eine Partei hoch im Kurs,

  • die traditionelle Rollenbilder als alleinig erstrebenswert propagiert.
  • Die zu Hass und Hetze anstiftet.
  • Die unsere Werte mit Füßen tritt.

Meine Damen!
Gleichstellung gehört zu den Werten, die in unserem Zusammenleben nicht verhandelbar sind – die den Nährboden unserer Demokratie ausmachen. Dieses Fundament greifen radikale Gruppen an. Extremistinnen und Extremisten geben vor, wie Frauen und Männer „richtig“ zu leben haben. So verschieden Ideologien auch sind – allzu oft treffen hier Antifeminismus und Antisemitismus zusammen.

Sehr verehrte Damen!

  • Bekämpfen wir jeden Versuch, Menschen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben
  • Stehen wir für die Demokratie ein
  • Wir alle müssen Farbe bekennen und Flagge zeigen.
  • Für Gleichberechtigung kämpfen.
  • Für Menschenrechte kämpfen.

Denn wer eine Frau abwertet, der wertet uns alle ab. Deshalb: Senden wir gemeinsam in Bayern, in Deutschland und überall auf der Welt die glasklare Botschaft:

  • Wir geben Sexismus und Gewalt,
  • wir geben Antisemitismus und Extremismus,
  • wir geben Angriffen auf die Menschenrechte keinen Millimeter Platz.
  • Keinen Millimeter!

Liebe Frau Amiri!

  • Sie bewegen sich in zwei Kulturen: Deutschland und Iran.
  • Sie haben den Iran schon als Kind kennengelernt, später lange dort gelebt und gearbeitet.
  • Keine deutsche Journalistin kennt den Nahen Osten so gut wie Sie. Die Frauen dort stehen stellvertretend für viele mutige Frauen weltweit.
  • Deshalb bin ich sehr gespannt, Ihre Perspektive zu erfahren.

Vor einem Jahr haben Sie zusammen mit Düzen Tekkal ein Buch veröffentlicht. „Die mutigen Frauen Irans“ berichten darin von Erniedrigung und Gewalt in patriarchalen Strukturen. Bei all der Grausamkeit hat es mich sehr berührt,

  • dass diese Frauen den Mut nicht verlieren.
  • Dass sie voller Zuversicht und Hoffnung den Blick in eine bessere Zukunft nicht aufgeben.

Ich freue mich ganz besonders, dass die Verlegerin des Buches heute unser Gast ist. Liebe Frau Dr. Sandmann, herzlich willkommen! Der beeindruckende Widerstand der Frauen und Mädchen im Iran zeigt, wie wirkungsvoll gemeinsames Handeln sein kann. Ich weiß: Es gibt sie überall! Die mutigen Frauen, die ihre Stimmen erheben. Im Vorwort zu Ihrem Buch steht: „Wir sollten wieder an die Kraft der Menschen glauben. An die Kraft der Werte, die uns vereinen.“ Wie Recht Sie haben, liebe Natalie Amiri! Ich freue mich auf das Gespräch mit Ihnen!